Pfarrfasching 2006 (17.02.2006)

Minis beim Pfarrfasching

Weihrauch auf der Anklagebank - Minis beteiligen sich mit einer Gerichtsverhandlung am Pfarrfasching 2006

"Scheibenwischer" im "Ersten", geschenkt, Günther Grünwald im Bayerischen Fernsehen - geschenkt, "Ottis" Schlachthof, ebenfalls im weiß-blauen Dritten, schaler Aufguss: Kabarett beim Pfarrfasching in Aichach, das war ein ganz heißer Comedy-Tipp am Freitagabend mit drei prächtigen Interpreten.

Pastoralreferent Markus Drößler, Stadtpfarrer Johannes Schmidt und Stadtprediger Herbert Gugler, drei Kabarettisten stellten ihre großen Vorbilder von Funk und Fernsehen nicht nur als Goldsucher, die im Grubet fündig wurden, in den Schatten. Das Geheimnis, warum der Naturfreundechef Erich Hoffmann den Austritt aus dem Landesverband forciert hat, wurde endlich gelöst: Die drei Goldsucher haben in den früheren Erzgruben geschürft und einen riesigen Goldklumpen gefunden. "Den hat der Erich Hoffmann dem Landesverband nicht gegönnt und deshalb sind die Naturfreunde ausgetreten."

Doch nicht nur die Naturfreunde bekamen ihr Fett weg: Die "glorreichen Drei" von der Pfarrseelsorge nahmen auch den Aichacher Stadtrat kräftig auf die Schippe. Der Stadtpfarrer: "Die sind so nett zueinander." Es folgte die Frage: Welche Stadträte san die Netteren? Diejenigen, die lang reden und nix sagen - oder die Anderen?" Schallte es als Antwort dreistimmig: "Wer san die Anderen?" Das Niedermayr-Haus (künftiger Seniorentreff) will der Stadtpfarrer künftig als Pfarrzentrum nutzen. Aus Kostengründen. "Das reicht vollkommen", war das spitzfindige Trio überzeugt. Stadtpfarrer Schmidt hat außerdem herausgefunden, warum der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhard Pachner seine Orden kriegt. "Den ersten, weil er noch keinen hatte, den Zweiten, weil er erst einen hatte und den Dritten, weil er erst zwei bekommen hat."

Aber auch Geschehnisse innerhalb der Pfarrei wurden aufs Korn genommen. Im Pfarrbüro etwa sei der Telefonhörer der Einzige, "der gut aufgelegt ist." Weinkenner Johannes Schmidt will am liebsten das Wunder von Kanaa wiederholen und Wasser in guten Wein verwandeln, nachdem im Pfarrzentrum "nur noch Fusel ausgeschenkt wird." Stadtprediger Herbert Gugler fand sich plötzlich in den Armen einer Frau, die eigentlich einem anderen Mann gehört: Auflösung: In den Armen seiner Mutter. Frenetischer Beifall des närrisch kostümierten Publikums im prächtig dekorierten Pfarrzentrum belohnte die drei lustigen Seelsorger, die allerlei Hintergründiges mit durchaus spitzer Zunge geboten haben. Ein weiteres "Highlight", wie der Bürgermeister zu sagen pflegt: Die Pfarrspatzen pfiffen (Vorbilder die Mainzer Gonsbachlerchen) allerlei Wissenswertes vom Kirchturm und mutierten "zu den besten Sängern der Welt." Die breite Palette ihrer Sangeskunst reichte von der Nachtschicht im Pfarrbüro über Plaudereien aus dem Stadtrat bis hin zu Alois Kammerl, der den Gospelchor aufgelöst hat.

Viel Weihrauch geschwenkt wurde bei der Gerichtsverhandlung, die der asthmakranke Reinhard Heise gegen die Aichacher Ministranten angestrengt hat. Anklagepunkte unter anderem: Verstoß gegen das vatikanische Weihrauch-Reinheitsgebot, gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen die Feinstaubverordnung. Auf der Anklagebank: Oberministrant Mathias Riedlberger und Stadtprediger Herbert Gugler. Ergebnis: Freispruch allerdings mit der Auflage an den Stadtpfarrer, an den Kirchentüren Warnhinweise anzubringen. Inhalt: "Weihrauch gefährdet die Gesundheit". Auch, weil die Sternsinger bei einem Hausbesuch durch zu viel Weihrauchschwenken einen Rauchmelder ausgelöst haben.

Ein prächtiger Pariser Maler

Rita Meitinger gab einen prächtigen Pariser Maler mit lebenden Menschen und pfiffigen Darstellungen ab, Berta und Schorsch aus Walchshofen plauderten am Kaffeetisch über ein nicht alltägliches Geburtstagsgeschenk, eine Kaffeemaschine, und zum guten Schluss der gelungenen Einlagenpalette begab sich die Frauenbundvorsitzende Brigitte Weber auf die Suche nach ihrem Traummann.

Zwischendurch präsentierte sich Kevin Grimmeiß als witziger Conferencier. Die Kapelle "Vakuum" (Kürzel für Vale, Kurt und Musik) sorgte im Verlauf des Abends für Riesenstimmung. Es hat sich wieder einmal gelohnt, nach einjähriger Pause beim Pfarrfasching dabei gewesen zu sein. Viel Vorbereitung im Hintergrund und Engagement waren erforderlich, um unter Beweis zu stellen, dass Kirche auch in der fünften Jahreszeit lebt.

Aichacher Nachrichten, 20.02.2006



zurück zur Übersicht